Fahren im Zivil- und Katastrophenschutz

Meldung

Wer die Bilder aus der Ukraine sieht oder die Zerstörung der Flutkatatstrophe 2021 noch vor Augen hat, weiß: „Mal eben von A nach B fahren, wird nicht funktionieren.“ Personal und Material müssen befähigt werden, an den Einsatzort zu gelangen, damit die Hilfe Menschen in Not erreicht.

Ein geländegängiges Zivilschutzfahrzeug fährt einen matschigen Abhang hinauf. Quelle: © Daniel Mandel / BBK

Im Hinblick auf die veränderte sicherheitspolitische Lage und die Zunahme von Extremwetterereignissen ergibt sich die Notwendigkeit, künftige Fahrzeuge der ergänzenden Ausstattung mindestens geländefähig, zum Teil geländegängig zu gestalten.

Einsatzszenarien im Zivil- und Katastrophenschutz gehen häufig mit ausgefallener Versorgungs- und Verkehrsinfrastruktur einher.

Um Helferinnen und Helfer zu befähigen, auch unter erschwerten Bedingungen Einsatzaufträge zu erfüllen, müssen sie besonders geschult werden und praktische Erfahrungen sammeln. Dazu zählt insbesondere das sichere Führen von Fahrzeugen in Gebieten mit zerstörter Infrastruktur. Denn es gilt:

„Fahren lernt man nur durch Fahren.“

Ausblidungsinhalte für Pilotseminar

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe hat gemeinsam mit den Hilfsorganisationen und dem Technischen Hilfswerk im Rahmen eines Workshops an der Bundesakademie für Bevölkerungsschutz und Zivile Verteidigung Anforderungen an Einsatzkräfte beim Führen von Fahrzeugen in besonderen Lagen identifiziert. Sie haben daraufhin relevante Ausbildungsinhalte für ein Pilotseminar festgelegt.

Nach dem Workshop stimmte sich das BBK über die Inhalte des Pilotseminars mit Expertinnen und Experten der Bundeswehr ab. Nach einhelliger Auffassung verfügt die Bundeswehr über die umfassendste Expertise im Bereich der Kraftfahrausbildung.

Inhalte des Pilotseminars:

  • Fahrsicherheitstraining für Einsatzfahrzeuge
  • Fahren im Gelände
  • Besondere Situationen im Einsatz (Gewässerdurchfahrt, befahren von Schnellbrücken etc.)
  • Fahren unter CBRN-Bedingungen
  • Fahren im Marschverband
  • Autarkie im Gelände (Abschleppen und Bergen, Nutzung von Gleitschutzketten etc.)
  • Rechtsgrundlagen im Kraftfahrwesen
  • Fahrphysik und Fahrzeugtechnik
  • Einweisertätigkeiten

Pilotseminar in Garlstedt

Vom 4. bis 15. Juli 2022 fand das Pilotseminar zur Ausbildung von Multiplikatoren für das Kraftfahrwesen im Zivil- und Katastrophenschutz in Kooperation mit der Bundeswehr in der Lucius-D.-Clay-Kaserne in Garlstedt statt.

Trotz Corona-Pandemie und damit verbundenen Belastungen nahmen Beteiligte von ASB, DRK, THW, JUH, MHD und des niedersächsischen Landesamtes für Brand- und Katastrophenschutz an dem Pilotseminar teil. Das BBK bedankt sich für die Teilnahme, weil so alle Beteiligten von den unterschiedlichen Erfahrungen profitierten. Zudem wurde ein gemeinsames Verständnis von bisherigen Ausbildungsdefiziten geschaffen und die Zusammenarbeit dadurch gestärkt.

Besprechung mit allen Beteiligten des Pilotseminars beim Praxistest in Garlstedt. Quelle: © Daniel Mandel / BBK

Ergebnisse des Pilotseminars

Die vorab definierten Lehrgangsinhalte wurden einem Praxistest unterzogen. Mit dem Praxistest waren alle Teilnehmenden, wie auch Vertreter des BBK und der Bundeswehr zufrieden.

Eigene Ideen und Verbesserungswünsche wurden eingebracht, um so zukünftige Weiterentwicklungen der Multiplikatorenausbildung zu ermöglichen.

Wir wollen zeitnah einen Workshop mit den Hilfs- und Einsatzorganisationen abhalten, um das Pilotseminar zu evaluieren. Aufgrund der gewonnenen Erkenntnisse ist bereits geplant, die Veranstaltung im nächsten Jahr erneut durchzuführen.

Grundsätzlich verfolgen wir das Ziel, durch Multiplikatoren künftig eine flächendeckende und auf die Bedarfe des Zivil- und Katastrophenschutzes ausgerichtete Kraftfahrausbildung anzubieten.

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