Informationen für Helfende

Hintergrund

Starkregenereignisse und ihre fatalen Schäden machen eine rasche Hilfe für Betroffene notwendig.

Sowohl Einsatzkräfte der Hilfsorganisationen tun unermüdlich ihr Möglichstes, als auch freiwillige Helferinnen und Helfer, die entweder Angehörige oder andere Bezugspersonen in dieser schwierigen Zeit unterstützen möchten oder sich selbstständig ins Einsatzgebiet begeben, um sich spontan nach Kräften einzubringen.

Für all jene, die jetzt in den Einsatzgebieten aktiv anpacken, ist es aber wichtig, neben den Chancen, die ihre Hilfsleistung für die Betroffenen bietet, auch die Gefahren zu berücksichtigen, die ein Einsatz in einem Gefahrengebiet mitbringt.

Dies soll Sie keineswegs von Hilfeleistungen abhalten, aber bitte denken Sie an den Eigenschutz!

Nur so können Sie sicher arbeiten und akute Schäden sowie auch Folgeschäden vermeiden. Wir haben hier Hinweise und Tipps für Sie zusammengestellt, damit Ihre Hilfe für andere bestmöglich ablaufen kann.

Wie kann ich mich am besten spontan und freiwillig einbringen?

Hilfe für Betroffene ist auf ganz verschiedene Art und Weise gefragt.

Damit Hilfe wirklich funktioniert, ist es folgendes wichtig:

  • Bitte agieren Sie nicht auf eigene Faust – auch wenn es gut gemeint ist. Es kann für Sie und andere nachteilig sein. Sie könnten sich selbst gefährden oder die dort tätigen, offiziell beauftragten Einsatzkräfte behindern.
  • Fahren Sie bitte nicht auf eigene Faust in die betroffenen Gebiete, um zu helfen!
  • Nutzen Sie beispielsweise Angebote zur Koordinierung von Spontanhelfern/-hilfeleistungen.

Informieren Sie sich, wo Sie auf welchem Weg helfen können. Es gibt hierzu viele offizielle Angebote.

In den betroffenen Gebieten gibt es Ansprechstellen, die freiwillige Hilfsleistungen, Geld- oder Sachspenden koordinieren und organisieren.

Hier ist ein Zusammenschluss bzw. ein zielgerichteter Einsatz möglich. Es gibt diverse offizielle oder privat organisierte Plattformen, die Hilfsangebote dorthin vermitteln, wo sie gerade gebraucht werden.

Darüber hinaus ist eine Abstimmung vor Ort mit den Einsatzkräften oder Betroffenen ein sinnvolles Vorgehen, um sich fach- und bedarfsgerecht einbringen zu können und damit eine effektive Hilfeleistung zu erbringen.

Was muss ich beachten, bevor ich in den Einsatz gehe?

Die Vorbereitung auf eine Tätigkeit im Einsatzgebiet fängt zu Hause an. Hier kann ich mich am besten vorbereiten und mit Bedacht Dinge mitnehmen, die ich brauchen kann und mich schützen.

Durch die teilweise oder komplette Zerstörung der Infrastruktur in den Einsatzgebieten ist ein spontanes Einkaufen vor Ort erschwert bis unmöglich.

Daher ist es sinnvoll sich vorher darüber klar zu werden:

Was ziehe ich an?

Die Arbeit im Einsatzgebiet ist gefahrenträchtig. Professionelle Einsatzkräfte tragen hier eine persönliche Schutzausstattung, die zudem je nach Einsatzbereich sehr speziell ist (z.B. Schnittschutz bei Kettensägeneinsatz, Watthosen für den Wassereinsatz).

Eine solche steht Privatpersonen meist nicht zur Verfügung. Sie sollten sich aber dennoch vergleichsweise adäquat schützen. Folgende Zusammenstellung kann hilfreich sein:

  • Kopfbedeckung zum Schutz vor Sonneneinstrahlung oder Kälte in der Nacht. Ein Schutzhelm kann je nach Tätigkeit sinnvoll sein.
  • Gehörschutz für Tätigkeiten mit Lärmbelastung
  • Schutzbrille, um Augen z.B. vor Staub- oder Splitterflug zu schützen
  • Atemschutzmasken, zum Schutz vor der SARS-CoV-2 Infektion/-Verbreitung und zum Schutz der Atemwege vor Keimen, Stäuben etc. (z.B. FFP2- bzw. FFP3-Masken)
  • Wetterfeste Oberkörperbedeckung mit langen Ärmeln zum Schutz vor Verletzungen, vor Kontamination der Haut oder Insektenstichen bzw. -bissen, idealerweise mit Leuchtwirkung (z.B. Warnweste darüber), um gut gesehen zu werden
  • Feste Arbeitshandschuhe (idealerweise zusätzliche Reserve-Paare), ggf. ergänzt um Unterziehhandschuhe (z.B. Einmalhandschuhe aus Nitril oder vergleichbar), um einen Schutz vor kontaminiertem Wasser oder ähnlichem zu erhöhen). Eine Hautschutzcreme ist eine sinnvolle Ergänzung.
  • Lange, wetterfeste Arbeitshose zum Schutz vor Verletzungen, vor Kontamination der Haut oder Insektenstichen bzw. –bissen
  • Sicherheitsschuhwerk oder zumindest (tritt-)festes Schuhwerk, wie beispielweise beim Wandern, am besten über den Knöchel reichend. Wenn ein Nässeeinsatz bevorsteht sind Gummistiefel sinnvoll.

Was nehme ich mit?

Unsere Tipps sind sicherlich nicht vollständig, aber aus der Erfahrung heraus zusammengestellt. Wir empfehlen die Mitnahme der folgenden Dinge:

  • Wechselkleidung, auch für verschiedene Wetterlagen und für Pausen/Freizeit bei längeren/mehrtägigen Einsätzen
  • Handtücher
  • Hygieneartikel inklusive Desinfektionsmittel, Taschentücher und Toilettenpapier
  • Badelatschen, Badebekleidung für Gemeinschaftsduschen
  • Sonnenschutzmittel (z.B. Sonnencreme, Brillen, Kopf- und Nackenbedeckung)
  • Insektenschutz
  • Eigene Medikamente (falls man auf Medikamente angewiesen ist bzw. Eigenbedarf an Schmerzmitteln etc.) und Verbandskasten
  • Abgepacktes, ungekühlt haltbares Essen und Getränke zur Eigenverpflegung, Campinggeschirr und Besteck, Müllbeutel
  • Persönliche Dokumente (wasserdicht eingepackt und körpernah mitgeführt, z.B. in der Brust- oder Hosentasche), z.B. Personalausweis, Führerschein, Krankenversichertenkarte, Impfpass, Notfall- bzw. Allergiepass, Medikamentenplan, Erkrankungsübersicht, Bargeld, wichtige Telefonnummern/Kontaktdaten von Angehörigen, Arbeitgeber etc.
  • Näh- bzw. Flickset für kleine Beschädigungen an der Kleidung
  • Reisewaschmittel und Spülmittel
  • Taschenlampe, Ersatzbatterien, Schere oder Multitool
  • Ladekabel für Mobilgeräte, ggf. Powerbank, ggf. Adapter
  • Taschenschreibblock und Bleistift, da dieser auch auf feuchtem Papier schreibt

Für den Transport des Materials bietet sich ein Ruck- oder Seesack an. So haben Sie auch die Hände frei. Rollkoffer sind eher ungeeignet.

Wie lange bleibe ich?

Wenn Sie einen mehrtätigen Einsatz planen, sind folgende Tipps hilfreich:

  • Im Vorfeld um eine Übernachtungsmöglichkeit kümmern und diese Kontaktdaten auch dem näheren Umfeld zu Hause mitteilen. Bitte bedenken Sie, dass im Einsatzgebiet Internet, Mobilfunk oder Festnetz nicht unbedingt funktionieren. Also notieren Sie auch benötigte Adressdaten.
  • Klären Sie im Vorfeld, wie Sie das Schadengebiet am besten erreichen bzw. anfahren können, ob sie ihr Fahrzeug mitbringen dürfen bzw. wo Sie es abstellen können, ohne dass es zu Behinderungen kommt.
  • Kartenmaterial vom Zielort, wie beispielsweise Straßenatlas oder Faltkarten
  • Mitnahme von Schlafsack, Isomatte oder ähnlichem Schlafzeug
  • Ausreichend Material aus die Liste "Was nehme ich mit?" für die geplanten Einsatztage plus Reserve

Die Empfehlungen können Sie als Checkliste zum Abhaken runterladen:

Was muss ich beachten, wenn ich im Einsatz bin?

Bitte achten Sie bei all Ihren Tätigkeiten immer auf sich! Selbstschutz geht vor!

Gehen Sie nicht in Bereiche, die nicht als sicher gelten bzw. als sicher durch Einsatzkräfte oder Behörden ausgewiesen sind.

Beachten Sie Absperrungen und Schutzzonen. Agieren sie nicht ganz allein, suchen Sie sich Partnerinnen und Partner, um gemeinsam zu arbeiten und aufeinander Acht zu geben. Sprechen Sie sich mit Ortskundigen ab.

Versuchen Sie sich vor der Aufnahme Ihrer Tätigkeit ein Bild über mögliche Gefahren für sich und ihre „Mitstreitenden“ zu machen und legen Sie sich Pläne zum Schutz oder für den Notfall bereit. Kommt es zu einem Notfall, kontaktieren Sie für Rettungsdienst und Feuerwehr den Notruf 112 oder für polizeiliche Angelegenheiten den Notruf 110.

Grundlegende Verhaltensweisen sind empfehlenswert:

Was muss ich beachten, wenn ich im Einsatz bin?

  • Achten Sie auf Ihre eigene körperliche Leistungsfähigkeit und Schutzsignale des Körpers. Essen und Trinken Sie ausreichend, v.a. bei wärmeren Temperaturen und hoher körperlicher Anstrengung. Machen Sie ausreichend Pausen und planen Sie diese aktiv ein. Geben Sie Acht auf Ihre Mitstreiter und helfen sich gegenseitig.
  • Gehen Sie bitte nur in Bereiche oder Gebäude bzw. auf Wegen oder Straßen, die als sicher eingestuft wurden und durch Einsatzkräfte für Privatpersonen freigegeben wurden.
  • Bewegen Sie sich nicht in Wasser, dessen Tiefe und darunterliegenden Gefahren sie nicht einschätzen können.
  • Achten Sie bei Schlamm oder nassen Böden auf Rutschgefahren.
  • Achten Sie auf ungeschützte Elektrizität und melden dies an Einsatzkräfte oder den Notruf, ohne sich der Gefahr auszusetzen.
  • Achten Sie bei Schutt, Geäst, Treibgütern etc. auf Verletzungsgefahr.
  • Schützen Sie sich und Ihren Körper vor Kontamination mit verschmutztem Wasser, Giftstoffen oder Flüssigkeiten/Materialien, die Ihnen suspekt vorkommen. Sollte dies trotz aller Vorsicht passiert sein, kontaktieren Sie Einsatzkräfte vor Ort oder den Notruf 112.
  • Halten Sie sich fern von Tierkadavern oder lebenden Tieren, von denen eine Gefahr ausgehen kann. Verständigen Sie ggf. Einsatzkräfte vor Ort oder den Notruf 112 bzw. 110.
  • Wenn es zu einer Verletzung oder Erkrankung gekommen ist oder auch der Verdacht besteht, versorgen Sie Ihre Wunde unter zu Hilfenahme eines Verbandkastens und suchen Sie bitte unverzüglich professionelle medizinische Hilfe durch Sanitätskräfte vor Ort oder fordern Sie medizinische Hilfe an über den Notruf 112.
  • Helfen Sie in einem kameradschaftlichen Miteinander: Zu wissen, in einer Gruppe zu arbeiten, in der ein gutes Klima herrscht, in der alle gegenseitig aufeinander achten und sich unterstützen, ist im Einsatz eine besonders wichtige Ressource.
  • Achten Sie auf sich und muten Sie sich nicht zu viel zu. Denken Sie daran, dass Ihr Einsatz freiwillig ist. Wenn Sie sich mit einer psychisch belastenden Situation konfrontiert sehen, wenden Sie sich an die Einsatzkräfte vor Ort mit der Bitte, diese Aufgabe zu übernehmen und Ihnen andere Aufgaben zuzuweisen. Die Einsatzkräfte sind aufgrund ihrer Ausbildung und Erfahrung besser auf psychische Belastungssituation vorbereitet.
  • Denken Sie an Erholungszeiten und an den regelmäßigen Kontakt zu ihren eigenen Angehörigen (telefonisch, per Messenger-Dienst wie WhatsApp o.ä.), damit diese sich nicht um Sie sorgen müssen.
  • Es kann sein, dass Sie an sich ungewohnte Reaktionen auf die Erlebnisse feststellen (z.B. Schlafstörungen, wiederkehrende Bilder). Tauschen Sie sich daher mit anderen aus und teilen Sie Ihre eigenen Ängste und Sorgen in diesen Tagen und Wochen mit. Schreiben Sie ggf. ein Tagebuch.
  • Scheuen Sie sich nicht, bei den Einsatzkräften vor Ort nach psychosozialen Hilfen z.B. durch Seelsorge oder anderen psychosozialen Fachkräften zu erkundigen.
  • Immer wenn Ihnen etwas suspekt vorkommt, halten Sie sich fern und informieren Sie Einsatzkräfte vor Ort oder den Notruf 112 oder für polizeiliche Angelegenheiten den Notruf 110.
  • Achten Sie bei allem Engagement in der aktuellen Lage bitte auch auf die Grundregeln (AHA+LLüften+ACorona-Warn-App) des Schutzes vor der Verbreitung des Coronavirus!

Die Empfehlungen können Sie als Checkliste zum Abhaken runterladen:

Was muss ich nach dem Einsatz beachten?

Reinigen Sie das verwendete Equipment sorgfältig. Schützen Sie sich dabei vor dem Spritzwasser. Waschen Sie verschmutzte Kleidung bei mindestens 60 Grad oder entsorgen Sie die Kleidung direkt.

Achten Sie sorgfältig auf sich und Ihren Körper. Wenn Sie sich verletzt haben oder krank fühlen nehmen Sie Kontakt mit Ihrem Hausarzt/Ihrer Hausärztin bzw. der 116 117 auf.

Bei einem akuten medizinischen Notfall rufen Sie unverzüglich die 112. Geben Sie bei den medizinischen Kontakten einen Hinweis auf Ihre Tätigkeit im Gefahrengebiet.

Der Einsatz kann sowohl körperlich, als auch psychisch sehr belastend sein. Es ist völlig normal, dass die Bilder und Eindrücke Sie auch noch länger beschäftigen.

Wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie das Erlebte/Gesehene nicht mehr loslässt, scheuen Sie sich nicht, darüber zu sprechen und auch Hilfe in Anspruch zu nehmen. Das machen professionelle Einsatzkräfte genauso.

Fragen Sie sich, was Sie jetzt Gutes für sich selbst tun können. Wenn Sie einen anstrengenden Einsatz hatten, gönnen Sie sich etwas Ruhe. Nehmen Sie sich Zeit, um den Einsatz zu verarbeiten und sich zu erholen.

Was muss ich nach dem Einsatz beachten?

  • Achten Sie vermehrt auf Ihre momentanen Bedürfnisse und nehmen Sie sich Zeit dafür.
  • Sprechen Sie mit vertrauten Personen über ihre Erlebnisse, wenn sie das möchten.
  • Versuchen Sie, zu Ihrem gewohnten Alltagsablauf zurückzukehren.
  • Verbringen Sie Zeit mit jenen Dingen, die Ihnen üblicherweise Freude bereiten und zur Entspannung dienen.

Bleiben Sie mit den Helferinnen und Helfern, mit denen Sie im Einsatz waren, mit Freundinnen und Freunden und Familienangehörigen in Kontakt.

Sowohl für Sie als auch für ihr soziales Umfeld kann der persönliche Austausch sehr wertvoll sein. Oft tut schon das Gefühl, nicht allein zu sein, sehr gut.