KRITIS-Sektor: Wasser

Ausreichend vorhandenes Trinkwasser ist ebenso wie eine funktionierende Abwasserbeseitigung die Grundlage für das reibungslose Funktionieren eines jeden Gesellschafts- und Wirtschaftssystems.

Der Sektor Wasser und seine Bedeutung

Ausreichend vorhandenes Trinkwasser ist ebenso wie eine funktionierende Abwasserbeseitigung die Grundlage für das reibungslose Funktionieren eines jeden Gesellschafts- und Wirtschaftssystems.

Wasser dient nicht nur als wichtigstes Lebensmittel für Mensch und Tier, sondern ist sowohl Produktionsmittel für die Nahrungsmittelindustrie als auch ein wichtiger Bestandteil zur Erhaltung der Hygiene. Benötigt wird also ausreichend Wasser in einer entsprechend hohen Qualität. Darüber hinaus schützt eine funktionierende Abwasserbeseitigung vor der Verbreitung von Krankheiten und der Verunreinigung unserer Gewässer.

Daher ist der Schutz der Kritischen Infrastruktur Wasserversorgung eine äußerst wichtige Aufgabe.

Gliederung des Sektors Wasser

Branche

Öffentliche Wasser­versorgung

Kritische Dienstleistungen

Versorgung der Allgemeinheit mit Trinkwasser (Trinkwasserversorgung):

  • Gewinnung
  • Aufbereitung
  • Verteilung
  • Steuerung und Überwachung

Branche

Öffentliche Abwasserbeseitigung

Kritische Dienstleistungen

Beseitigung von Abwasser der Allgemeinheit (Abwasserbeseitigung):

  • Siedlungsentwässerung
  • Abwasserbehandlung und Gewässereinleitung
  • Steuerung und Überwachung

Hoher Standard im Sektor Wasser

In Deutschland führen hochwertige technische Standards und das Einhalten der strengen gesetzlichen Vorgaben zu einer im europäischen Vergleich hohen Qualität und Sicherheit der deutschen Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung.

Die europäische Wasserrahmenrichtlinie (kurz: WRRL), das Wasserhaushaltsgesetz (kurz: WHG) und die Landeswassergesetze regeln die Rolle der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung als Teil des Wasserkreislaufs.

Für die Branche Wasserversorgung bilden die EU-Trinkwasserrichtlinie und auf nationaler Ebene das Infektionsschutzgesetz die gesetzlichen Grundlagen für die Sicherung und Überwachung der Versorgung mit qualitativ hochwertigem und hygienisch einwandfreiem Trinkwasser. Die grundlegenden Anforderungen werden durch die Trinkwasserverordnung (kurz: TrinkwV) konkretisiert.

Die Wasserversorgung wird von rund 6.000 Wasserversorgungsunternehmen umgesetzt. Neben wenigen größeren, meist privatwirtschaftlich organisierten Unternehmen handelt es sich um kleine Regie- und Eigenbetriebe von Kommunen. Auch in der Abwasserbeseitigung existiert auf der Basis der in Deutschland fest verankerten kommunalen Selbstverwaltung eine große Anzahl an kleineren Unternehmen.

Wechselseitige Abhängigkeiten

Viele Sektoren Kritischer Infrastrukturen sind zwingend auf eine störungsfreie Wasserver- und Abwasserentsorgung angewiesen. Aber auch der Sektor Wasser selbst zeichnet sich durch eine hohe Abhängigkeit von anderen Kritischen Infrastrukturen aus.

So ist seine Funktionstüchtigkeit von einer intakten Stromversorgung abhängig, da Energie für verschiedene Teilbereiche, wie Pumpen und Netzdruckanlagen, benötigt wird. Ein Ausfall oder eine massive Einschränkung der Wasserversorgung kann wiederum die Abwasserentsorgung und das Gesundheitswesen massiv beeinträchtigen.

Risiken für den Sektor Wasser

Außergewöhnliche Ereignisse, wie Naturkatastrophen unterschiedlichster Art, zum Beispiel Hochwasser, Erdbeben und extreme Trockenperioden, können die Infrastruktur in ihrer Funktionstüchtigkeit beeinträchtigen. Dabei kann die Versorgung so stark gestört werden, dass sie unterbrochen werden muss oder gar von selbst ausfällt. Eine hohe Verwundbarkeit gegenüber Extremereignissen besteht also sowohl für einzelne Komponenten als auch für das Gesamtsystem des Sektors Wasser.

Hochwasser, Starkregen und Dürre: Wichtige Themen für den Sektor Wasser

Die Folgen von Extremereignissen lassen sich gut an den Hochwasserereignissen in den Jahren 2002 und 2013 illustrieren. Hier wurden in großem Umfang Anlagen und Einrichtungen der Wasserver- und Abwasserentsorgung zerstört. Bei der Wasserversorgung waren die Auswirkungen abhängig von der genutzten Rohwasserressource, der Art und Lage der Fassungsanlagen sowie dem Umfang der Zerstörung von Anlagen und Leitungsnetzen.

Das Bild zeigt eine Luftaufnahme vom Elbhochwasser. Ein Siedlung wird von der Elbe geflutet. Quelle: Lina Balciunaite / Shutterstock.com
Elbehochwasser

Längere Trocken- und Hitzeperioden wiederum haben in 2018 und folgenden Jahren vereinzelte Wasserversorgungssysteme stark gefordert. Trotz großer regionaler Unterschiede ist die Wasserverfügbarkeit vor dem Hintergrund anhaltender Trockenperioden ein wichtiges Thema für die Sicherheit der Trinkwasserversorgung auch in Deutschland.

Auch Starkregenereignisse - ob regional oder lokal - können zu einer Beeinträchtigung, Ausfall oder Überlastung der Anlagen und Einrichtungen im Sektor Wasser führen. So wurden als Folge der Flutkatastrophe 2021 im Ahrtal Leitungsnetze sowie Kläranlagen großflächig zerstört, sodass die Trinkwasserversorgung unterbrochen und ungeklärtes Abwasser in die Umgebung abgegeben wurde. Hiermit waren insbesondere hygienische Risiken für den Menschen und eine Belastung der Umwelt verbunden. Um eine Gefahr für die menschliche Gesundheit zu verhindern, muss der Kontakt zu Abwasser vermieden werden.

Notfallvorsorgeplanung in der Wasserversorgung

In Deutschland stehen verschiedene Ressourcen zur Notfallvorsorge in der Wasserversorgung zur Verfügung. Hier sind beispielhaft Verbundsysteme der Wasserversorgungsunternehmen, mobile Trinkwasseraufbereitungsanlagen, Trinkwassertransportfahrzeuge sowie Notbrunnen zu nennen.

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Wassertransportbehälter BF Mülheim ad Ruhr Quelle: Feuerwehr Mülheim
Beispiel eines Wassertransportbehälters

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Wassertransportmodul der Feuerwehr Mülheim an der Ruhr Quelle: Feuerwehr Mülheim
Wassertransportmodul der Feuerwehr Mülheim an der Ruhr

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Abgeladener Wasserspeicher des Wassertransportmoduls der Feuerwehr Mülheim Quelle: Feuerwehr Mülheim
Abgeladener Wasserspeicher des Wassertransportmoduls der Feuerwehr Mülheim

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Befüllung eines Hochbehälters mit Trinkwasser Quelle: BBK
Befüllung eines Hochbehälters mit Trinkwasser

Um die Wasserversorgung im Verteidigungsfall sicherzustellen, ist schon 1965 das Wassersicherstellungsgesetz (kurz: WasSiG) in Kraft getreten. Vor dem Hintergrund dieses Gesetzes wurden Anlagen und Einrichtungen der Wasserversorgung gehärtet (u.a. durch Verbundleitungen, Notstromversorgung), Wassertransportressourcen beschafft sowie mehr als 5.200 Notbrunnen errichtet.

BBK: Empfehlungen und Risikoanalysen im KRITIS Sektor Wasser

Zur Sensibilisierung und Unterstützung von Unternehmen und Behörden hat das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (kurz: BBK) zwei Empfehlungen zur Sicherheit der Trinkwasserversorgung herausgegeben (Band 15 in der Reihe Praxis im Bevölkerungsschutz):

Mit dem Teil I: Risikoanalyse unterstützt das BBK die Aufgabenträger der Wasserversorgung in den Kommunen bei der Untersuchung und Bewertung von Gefährdungen und Risiken. Das betrifft mögliche Szenarien, wie Naturgefahren, technisches oder menschliches Versagen, Kriminalität, Terrorismus aber auch kriegerische Auseinandersetzungen. Der Schwerpunkt liegt auf der strukturierten Analyse von Risiken und Verwundbarkeiten bei außergewöhnlichen Schadenslagen.

Teil II: Notfallvorsorgeplanung der BBK-Publikation für die Sicherheit der Trinkwasserversorgung beschreibt die notwendigen Schritte zur Erarbeitung einer Planung zur Ersatz- und Notwasserversorgung. Das bedeutet für Betreiber unter anderem, sich mit den rechtlichen und organisatorischen Rahmenbedingungen proaktiv vertraut zu machen.

Weiterhin soll die Publikation dabei helfen, aus der Analyse der identifizierten Versorgungsarten und den vorhandenen Ressourcen den zusätzlichen Ressourcenbedarf abzuleiten. Die Vorgehensweise zur Notfallvorsorgeplanung wurde in Zusammenarbeit mit der Professur für Siedlungswasserwirtschaft und Abfalltechnik am Institut für Wasserwesen der Universität der Bundeswehr München erarbeitet.

Sie soll Unternehmen, Behörden und Einsatzorganisationen im Falle von Extremereignissen in der Wasserversorgung, unter anderem bei Versorgungsengpässen oder -ausfällen, unterstützen.

Integriertes Risikomanagement im KRITIS Sektor Wasser

Beide Empfehlungen, Risikoanalyse und Notfallvorsorgeplanung, zielen im Sinne des integrierten Risikomanagements auf die Zusammenarbeit aller Aufgabenträger der Wasserversorgung. Das umfasst Wasserversorgungsunternehmen, Gesundheitsämter aber auch Akteure des Katastrophenschutzes.

Sie sehen eine Infografik zum Thema „Sicherheit der Trinkwasserversorgung“ . Quelle: BBK
Einordnung der Inhalte der Fachinformationen „Sicherheit der Trinkwasserversorgung“ in den Kontext des Risiko-und Krisenmanagementkonzeptes des BMI (2011)

Ergänzende Informationen des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik

Hinweise in DIN-Normen

Das Thema Sicherheit in der Wasserversorgung ist in den DIN-Normen DIN EN 15975 „Sicherheit der Trinkwasserversorgung - Leitlinien für das Risiko- und Krisenmanagement“ Teil 1 „Krisenmanagement“ und Teil 2 „Risikomanagement“ aufgenommen worden. An der Erarbeitung dieser Hinweise war das BBK beteiligt.

Seminare an der BABZ

Über diese Hinweise wird unter anderem in Seminaren (Seminarnummer 04120 und 04130) an der Bundesakademie für Bevölkerungsschutz und Zivile Verteidigung (kurz: BABZ) informiert.