KRITIS-Sektor: Transport und Verkehr

Voraussetzung für moderne arbeitsteilige Volkswirtschaften, die auf die Mobilität von Gütern und Personen angewiesen sind, ist ein durchgehend funktionsfähiges und leistungsstarkes Transport- und Verkehrssystem.

Branchen und kritische Dienstleistungen des Sektors

Der Sektor Transport und Verkehr umfasst den Personen- und Güterverkehr auf Straße und Schiene, in der Luft und in der Binnen- und Seeschifffahrt sowie die Branche Logistik.

Gliederung des Sektors Transport und Verkehr

Branche

Kritische Dienstleistungen

Luftfahrt

Seeschifffahrt

Binnenschifffahrt

Schienenverkehr

Straßenverkehr

Logistik
Leistungen zum Transport von Personen
Leistungen zum Transport von Gütern

Die Globalisierung der Produktion und des Absatzes von Gütern sowie die Entwicklung im internationalen Personenverkehr sind in den vergangenen Jahren enorm angestiegen.

Auch auf nationaler Ebene hat sich das Transportaufkommen stark erhöht. Das liegt unter anderem an komplexen Lieferketten, die immer enger getaktet werden, sowie an teilweise über den gesamten Erdball verteilten Fertigungsschritten. Dabei sind Tourismus und andere Reisen, die ebenfalls ein starkes Wachstum aufweisen, noch nicht einmal eingerechnet.

Zusammengenommen hat sich das Transportwesen zu einem der zentralen Faktoren für die Versorgung von Staat und Gesellschaft mit Gütern und Dienstleistungen entwickelt. Das gilt insbesondere für eine Exportnation wie Deutschland.

Verkehrsinfrastruktur in Deutschland

In Deutschland gewährleisten 830.000 km Straßen, 38.600 km Schienen, 7.300 km Binnenwasserstraßen und 24 Hauptverkehrsflughäfen den Warentransport und die Mobilität der Bürgerinnen und Bürger. Zugleich sind sie Voraussetzung für die reibungslose Versorgung von Menschen und Unternehmen mit Lebensmitteln, Gütern und Rohstoffen.

Auf diesen Verkehrsinfrastrukturen wurden im Jahr 2019 rund 67 Milliarden Personen befördert und 4,7 Milliarden Tonnen Güter transportiert. Diese Zahlen belegen eindrücklich die volkswirtschaftliche Wichtigkeit des Sektors.

4,7 Mrd

2019 betrug das gesamte Güteraufkommen in Deutschland insgesamt rund 4,7 Milliarden Tonnen.

7 Mio

7 Millionen Menschen reisen täglich mit der Bahn durch Deutschland.

Von Transport und Verkehr hängt viel ab

Neben den reinen Beförderungszahlen besteht die entscheidende Bedeutung des Sektors auch darin, dass andere Sektoren stark von einem funktionierenden Transport- und Verkehrswesen abhängig sind.

Störungen wirken sich spürbar auf nahezu alle Lebensbereiche aus. In der Wirtschaft würde es zu Verzögerungen bei der Produktion und der Auslieferung von Waren sowie zu Problemen bei der Verfügbarkeit von Personal kommen.

Von einer unzureichenden Versorgung mit lebenswichtigen Gütern wäre die gesamte Gesellschaft betroffen. Anhaltende Störungen des Sektors Transport und Verkehr hätten auch unmittelbare Auswirkungen auf das Rettungs- und Gesundheitswesen, beispielsweise bei der Bergung und beim Transport von Verletzten und Erkrankten, bei Einsätzen der Feuerwehr und der Polizei, beim Transport von eiligen Arzneimitteln oder Spendenorganen.

Wechselwirkungen mit anderen Sektoren

Vom Transportsektor hängt nicht nur viel ab, er selbst ist auch zwingend auf die Funktionsfähigkeit anderer Sektoren angewiesen. Hierzu zählt insbesondere der Energiesektor, zum Beispiel durch die Bereitstellung von Elektrizität und Treibstoff. Ohne den Sektor Informationstechnik und Telekommunikation einschließlich deren integren Daten wären insbesondere die Verkehrssteuerung und logistische Prozesse nicht denkbar.

Die gegenseitigen Abhängigkeiten und Verflechtungen des Sektors Transport und Verkehr mit anderen Sektoren und Branchen machen das Transportwesen daher in Gänze zu einem bedeutenden, schützenswerten Sektor.

Gefahren für den Personen- und Warentransport

Aufgrund der vielfältigen Abhängigkeiten von informationstechnischen Anwendungen und der Verfügbarkeit von Daten spielen im Sektor Transport und Verkehr nicht nur Hardware- und Software-Probleme, sondern zunehmend auch Cyberangriffe eine Rolle.

Cyberangriffe werden von Einzeltätern oder Akteursgruppierungen ausgeführt mit dem Ziel, Wirtschaftsspionage zu betreiben, Waren – z. B. Drogen und Waffen – über Landesgrenzen zu schmuggeln, Lösegeld zu erpressen oder mit der Sabotage von Informations- und Telekommunikationstechnologien den Personen- und Warentransport zu stören. Diese Akteursgruppierungen können einen kriminellen, einen nachrichtendienstlichen bzw. staatlich gedul-deten oder einen hacktivistischen Hintergrund haben.

Darüber hinaus verursachen Extremwetterereignisse massive Zerstörungen an Verkehrsinfrastrukturen. Die durch den Klimawandel an Häufigkeit und Intensität zunehmenden Starkregenereignisse, Überschwemmungen, Hangrutschungen und Waldbrände haben bereits in den vergangenen Jahren zunehmend große Schäden an Straßen, Brücken und Schieneninfrastrukturen in Deutschland verursacht.

Den Personen- und Warentransport zukunftssicher gestalten

Zur Stärkung des physischen Schutzes der Verkehrsinfrastrukturen beteiligt sich das BBK in entsprechenden Arbeitsgruppen und Projekten. So hat das BBK zusammen mit 27 Bundesoberbehörden und -institutionen unter Leitung des Umweltbundesamtes im Behördennetzwerk „Klimawandel und Anpassung“ bei der Erstellung der „Klimawirkungs- und Risikoanalyse 2021 für Deutschland“ (KWRA) mitgewirkt. Darin werden 102 ausgewählte Klimawirkungen und 13 Handlungsfelder untersucht. Im Teilbericht 4 der KWRA „Klimarisiken im Cluster Infrastruktur“ werden Klimawirkungen für die Gegenwart, die Mitte und zum Ende des Jahrhunderts bezüglich

  • Schiffbarkeit und Schäden der Binnen- und Seeschifffahrtsstraßen einschließlich Häfen und maritimen Infrastrukturen,
  • Schäden bzw. Hindernisse bei Straßen und Schienenwegen (durch Hochwasser und gravitative Massenbewegungen) sowie
  • Schäden an Verkehrsleitsystemen, Oberleitungen und Stromversorgungsanlagen

analysiert und deren Risiken bewertet. Für die höchsten Klimarisiken werden Anpassungsoptionen diskutiert sowie Handlungserfordernisse erläutert.

Im BMDV-Expertennetzwerk arbeiten sieben Ressortforschungseinrichtungen und Fachbehörden zusammen. In verschiedenen Themenfeldern wird die behörden- und verkehrsträgerübergreifende Forschung gebündelt. Auf Basis von Forschungsergebnissen und neu entwickelten Methoden wird die Politik beraten und Ergebnisse in die Praxis überführt. Das BMDV-Expertennetzwerk hat bereits Klimawirkungsanalysen zum Bundesverkehrssystem beispiels-weise im Kontext Hochwasser, Stürme und gravitativer Massenbewegungen angefertigt. Zusätzliche Berichte wurden über Klimaänderungen und Klimafolgenbetrachtungen für das Bundesverkehrssystem veröffentlicht.

Im Rahmen des BMBF Förderprogramms MARE:N – Küsten, Meeres- und Polarforschung für Nachhaltigkeit zum Thema „Entwicklung von nachhaltigen Lösungen im Küsten- und Hochwasserschutz sowie der Unterhaltung von Wasserstraßen und Häfen“ beteiligt sich das BBK an dem Projekt „DigiCoast – Ein digitaler Zwilling für den Küstenschutz“. Ziel des Projektes ist den Schutz maritimer Infrastrukturen – insbesondere wichtige IT-Komponenten von Wasserstraßen und Häfen – zu erhöhen. Hierbei soll die Lücke zwischen der strategischen Küstenschutzplanung (risikobasierte Planung von vorbeugenden Hochwasserschutzmaßnahmen an Küsten und Tideästuaren) und dem operativen Küstenschutz (risikobasierte Vorhersage und Einsatz effektiver Verteidigungsmaßnahmen im Hochwasserereignis) geschlossen werden. Basis des digitalen Zwillings sind Werkzeuge zur Modellierung und vorhandene heterogene Datenquellen in beiden genannten Anwendungsfällen. Das Werkzeug zur Hochwasserrisikoanalyse wird dabei so aufgebaut, dass es sowohl im strategischen als auch im operativen Bereich Anwendung findet. So können Änderungen im natürlichen System zu Änderungen im Modell führen. Aus Modellinformationen lassen sich wiederum Aspekte extrahieren, die im realen strategischen oder operativen Küstenschutz näher betrachtet werden sollen.

In den abgeschlossenen Projekten SKRIBT und SKRIBTPlus wurden mögliche Gefahren für Brücken- und Tunnelbauwerke bewertet, Schutzmaßnahmen sowie Verfahren zur Risikoanalyse und -bewertung erarbeitet und Sicherheitssysteme zum Schutz von Brücken und Tunnel entwickelt. Die Ergebnis stehen in Form von Handlungsanleitungen zur Verfügung.

Ergänzende Informationen des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI)

Ausgewählte Veröffentlichungen zum Sektor Transport und Verkehr

Ausgewählte Gesetze und Verordnungen mit Bezug zum Sektor Transport und Verkehr

Um die Ausfallsicherheit der in der Kritischen Infrastruktur „Transport und Verkehr“ eingesetzten Informations- und Telekommunikationstechnologien zu erhöhen wurde das IT-Sicherheitsgesetz (IT-SiG) bereits im Jahre 2005 in Kraft gesetzt und 2021 erweitert. In der BSI-Kritisverordnung werden die aus Sicht des Bundes bedeutsamsten Anlagen und Systeme für den Personen- und Güterverkehr anhand von Schwellenwerten definiert um diese mit Schutzmaßnahmen nach dem Stand der Technik abzusichern.

Verkehrsleistungsgesetz (VerkLG)

Das Gesetz zur Sicherung von Verkehrsleistungen (Verkehrsleistungsgesetz - VerkLG) gewährleistet die Versorgung mit ausreichenden Verkehrsleistungen u.a. im Falle von Naturkatastrophen, schweren Unglücksfällen und wirtschaftlichen Krisenlagen.

Allgemeine Verwaltungsvorschrift zum Gesetz zur Sicherung von Verkehrsleistungen (VerkLGVwV)

Die Allgemeine Verwaltungsvorschrift zum Gesetz zur Sicherung von Verkehrsleistungen (VerkLGVwV) regelt die Vorbereitungen und die Durchführung zur Sicherung von Verkehrsleistungen bei der Personen- und Güterbeförderung. Darüber hinaus beschreibt die Verwaltungsvorschrift das Verfahren, wie die beteiligten Behörden während des Vollzugs des Verkehrsleistungsgesetzes miteinander zusammenwirken.

Das Gemeinsame Melde- und Lagezentrum von Bund und Ländern (GMLZ) im BBK nimmt dabei als anforderungsberechtigte Behörde den Leistungsbedarf der obersten Katastrophenschutzbehörden der Länder sowie den Leistungsbedarf der im Katastrophenschutz auf Landesebene mitwirkenden Hilfsorganisationen entgegen und leitet die Bedarfe an das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) weiter. Hierfür stehen, als Bestandteil der Verwaltungsvorschrift, Anforderungsformulare zur Verfügung.

Verkehrssicherstellungsgesetz (VerkSiG)

Um sicherzustellen, dass für Zwecke der Verteidigung erforderliche lebenswichtige Verkehrsleistungen insbesondere zur Versorgung der Zivilbevölkerung und der Streitkräfte zur Verfügung stehen, regelt das Gesetz zur Sicherstellung des Verkehrs (Verkehrssicherstellungsgesetz - VerkSiG) die Erstellung von entsprechenden Rechtsverordnungen.

Verkehrssicherstellungsgesetz-Zuständigkeitsverordnung (VSGZustV)

In der Verordnung über Zuständigkeiten nach dem Verkehrssicherstellungsgesetz (Verkehrssicherstellungsgesetz-Zuständigkeitsverordnung - VSGZustV) werden Behörden verpflichtet, Leistungen nach dem Verkehrssicherstellungsgesetz (VerkSiG) bereitzustellen.