Naturgefahren

Überflutete Straßen und Stromausfälle bei Starkregen, Beeinträchtigungen der Binnenschifffahrt bei Niedrig- und Hochwasser, Einschränkungen der Hilfeleistungsfähigkeit von Einsatzorganisationen – Naturgefahren stellen eine der wesentlichen Gefahrenquellen für Schädigungen und Ausfälle Kritischer Infrastrukturen (KRITIS) dar.

Wetter- und geobedingte Ereignisse als Gefahren für Kritische Infrastrukturen

Das Spektrum möglicher Naturgefahren ist vielfältig: Es reicht von regelmäßig eintretenden Ereignissen bis hin zu äußerst seltenen, aber dennoch nicht gänzlich unwahrscheinlichen Gefahrenarten.

Spektrum der Naturgefahren

Gefahrenart

Beispiele

ExtremwetterereignisseStürme, Starkniederschläge, Sturzfluten, Hochwasser,
Hitzewellen, Dürren, Temperaturstürze
Wald- und Heidebrände
Seismische Ereignisse und
gravitative Massenbewegungen
Erdbeben, Felsstürze, Hangrutschungen, Murengänge
Vulkanausbrüche
Epidemien und Pandemien bei Mensch, Tier und PflanzenCholera, Ebola, COVID-19
Kosmische EreignisseMeteorite, Kometen, Sonnenstürme
MeeresspiegelanstiegSturmfluten, Küstenüberschwemmungen durch Deichbrüche
Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an die Nationale Strategie zum Schutz Kritischer Infrastrukturen, BMI 2009

Es ist damit zu rechnen, dass einige dieser Ereignisse – Extremwetter, Vegetationsbrände und gravitative Massenbewegungen – durch den Klimawandel in Zukunft häufiger auftreten oder sich ihre Folgen verstärken.

Betroffenheit Kritischer Infrastrukturen

Eine Betroffenheit Kritischer Infrastrukturen durch kosmische Ereignisse hat in Deutschland bisher vergleichsweise selten eine Rolle gespielt – die Meldungen über Schäden und Ausfälle durch extreme Wetterereignisse sind hingegen zahlreich.

Einige Beispiele aus verschiedenen Sektoren:

  • Energie: Stürme, Starkregen und Frostperioden haben in der Vergangenheit durch Beschädigungen an Netzanlagen bereits zu Stromausfällen geführt. Diese können sich wiederum auf andere Sektoren auswirken.
  • Energie: Während Hitze- und Dürreperioden kommt es regelmäßig zu niedrigen Pegelständen an Gewässern. Zeitgleich steigt die Wassertemperatur an. In der Folge kann es an Kühlwasser mangeln, sodass Kohle- und Kernkraftwerke ihre Leistung drosseln müssen. 
  • Transport und Verkehr: Extreme Wasserstände machen auch der Binnenschifffahrt zu schaffen. Der Transport wichtiger Güter wird mitunter eingeschränkt, unter Umständen kommt es zu Lieferengpässen. Infolge des Niedrigwassers am Rhein 2018 verteuerten sich dadurch etwa die Preise für Treibstoff und Heizöl.
  • Wasser: Nicht nur ein „Zuwenig“, sondern auch ein „Zuviel“ an Wasser kann sich problematisch auf die Wasserversorgung auswirken. Nach Starkregen, der teils in Sturzfluten mündet, kann einlaufendes Regenwasser das Trinkwasser verunreinigen. Auch die Abwassersysteme werden durch die Wassermassen mitunter außer Kraft gesetzt.
  • Informationstechnik und Telekommunikation: Störungen und Ausfälle sind in diesem Sektor eher indirekter Art. Durch Unwetter ausgelöste Stromausfälle behindern insbesondere die IT, während die Telekommunikation häufig infolge einer Netzüberlastung zeitweise zusammenbricht.
  • Staat und Verwaltung: Nicht zuletzt sind die Hilfeleistenden oft auch selbst von den Folgen extremer Wetterereignisse betroffen. Wenn Zufahrtswege blockiert, Liegenschaften überflutet oder Einsatzkräftez. B. von Feuerwehr, THW oder Rettungsdienst – privat betroffen sind, können sie erst verzögert oder mit verringerter Personalstärke anrücken.

Die Betroffenheit unterscheidet sich dabei zum Teil je nach Gefahrenart von Region zu Region. In einem ersten Schritt sollten KRITIS-Betreiber daher prüfen, inwieweit ihre Einrichtung welchen Naturgefahren ausgesetzt sein kann.

Verwundbarkeit gegenüber Naturgefahren

Die Verwundbarkeit Kritischer Infrastrukturen durch Naturgefahren wird im Wesentlichen durch ihre Exposition, Anfälligkeit und Bewältigungskapazität bestimmt:

Exposition

= das physische Ausgesetztsein gegenüber einer Naturgefahr

Für die Ermittlung der Exposition spielen die räumlichen Gegebenheiten vor Ort eine entscheidende Rolle. Die Lage einer Kritischen Infrastruktur am Hang, in Senken oder nahe Gewässern kann eine Gefährdung begünstigen. Auch die Wahrscheinlichkeit von Erdbeben ist zu prüfen (zum Beispiel am Rheingraben). Wetter- und Geodaten können bei der Abschätzung der Exposition hilfreich sein.

Das Auftreten oder Ausbleiben vergangener Ereignisse am jeweiligen Ort stellt keine Garantie dafür dar, dass die Region auch von zukünftigen Ereignisse verschont bleibt: Starkregen etwa kann jeden Ort gleichermaßen treffen, auch unabhängig von vorherigen Vorkommnissen. Durch den Klimawandel wird sich die Häufigkeit und Intensität extremer Wetterereignisse noch weiter erhöhen – einen Eindruck davon haben bereits die vergangenen Jahre gegeben. 

Anfälligkeit und Bewältigungskapazität

Anfälligkeit

= die Wahrscheinlichkeit, im Falle des Eintretens einer Naturgefahr Schaden durch dieses Ereignis davonzutragen

Bewältigungskapazität

= die Verfügbarkeit von Ressourcen zur Minimierung negativer Auswirkungen einer Naturgefahr

Die Anfälligkeit und Bewältigungskapazität von Kritischen Infrastrukturen ist, je nach Sektor, durch unterschiedliche Faktoren bestimmt.

Die Betroffenheit bzw. der Ausfall von Personen, die in den jeweiligen Einrichtungen tätig sind, hat etwa im Gesundheitswesen gravierende, in anderen Bereichen weniger schlimme Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit. Die Elektrizitätsversorgung als sogenannte Basisinfrastruktur spielt dagegen in nahezu allen Sektoren eine gleichermaßen bedeutsame Rolle.

Abschätzung der Verwundbarkeit

Spezielle Hilfestellung zur Bestimmung der Verwundbarkeit der eigenen Einrichtung gegenüber den Gefahren Hitze und Starkregen gibt der Leitfaden „Abschätzung der Verwundbarkeit von Bevölkerung und Kritischen Infrastrukturen gegenüber Hitzewellen und Starkregen“.

Viele der im Anschluss an eine Verwundbarkeitsanalyse zu treffenden Maßnahmen sind nicht explizit nur dem Schutz vor Naturgefahren dienlich, sondern decken auch weitere Gefahren ab. Daher können die Empfehlungen zu den Risikoanalysen KRITIS und zum Integrierten Risikomanagement nicht nur, aber auch im Kontext von Naturgefahren genutzt werden.

Die Betroffenheit von und der Schutz Kritischer Infrastrukturen durch Naturgefahren wird darüber hinaus im Rahmen der Anpassung an den Klimawandel umfänglich thematisiert. Das BBK ist hierbei aktiv in verschiedenste Netzwerke auf Bundesebene und in die Weiterentwicklung der Deutschen Anpassungsstrategie eingebunden.