Analytische Task Force

Kreisrundes Logo der Analytischen Task Force Deutschland mit dem Zivilschutzzeichen in der Mitte, sprich einem blauen Dreieck auf orangefarbenem Grund.

Wenn bei einem Ereignis gefährliche Substanzen freigesetzt werden, sind in erster Linie die Gefahrgutzüge der Feuerwehren für die Lagebewältigung zuständig. Hierzu werden auch die vom BBK für die Länder bereitgestellten CBRN-Erkundungswagen oder die Gerätewagen Dekontamination Personal (GW Dekon P) eingesetzt.

Neben der Menschenrettung und der Beseitigung der akuten Gefahrenquelle – z.B. durch Abdichten eines Lecks in einem umgestürzten Gefahrguttransporter – ist es wichtig, schnell genaue Informationen über die Art der gefährlichen Substanzen zu erhalten.

Was leistet die ATF?

Um die Einsatzleiter und Einsatzleiterinnen der Feuerwehren optimal unterstützen zu können, wurde in Deutschland die so genannte Analytische Task Force CBRN (kurz: ATF CBRN) eingerichtet. Die ATF CBRN besteht aus Einsatzkräften, die besonders für die Bewältigung von CBRN-Lagen ausgebildet werden, und spezieller Messtechnik.

Das Personal der ATF setzt sich aus Bediensteten der Länder bzw. der Städte zusammen. Das BBK stattet die ATF-Standorte mit besonders leistungsfähiger Messtechnik sowie Einsatzfahrzeugen im Gesamtwert von circa 20 Millionen Euro aus, koordiniert die Spezialausbildung und beteiligt sich an den Unterhaltskosten der Standorte.

Mit Stand Mai 2021 sind acht Standorte aktiv, die an folgenden Institutionen aufgestellt wurden: 

Das Bild zeigt die acht Standorte der ATF in der Bundesrepublik Deutschland Quelle: BBK

Die Standorte Essen, Dortmund und Köln bilden gemeinsam die ATF NRW mit der Aufgabenstellung CBRN.

Die jeweils für den Einsatz erforderlichen Ressourcen werden von den Standorten der Einsatzstelle zugeführt.

Die Fähigkeiten im Bereich Biologie der ATF sind somit deutschlandweit verfügbar.

Leistungsspektrum

Die Standorte derAnalytische Task Force (kurz: ATF) können bei Chemisch, Bilogogisch, Nukear und Radiologischen (kurz: CBRN)-Lagen von jedem Einsatzleiter oder Einsatzleiterin, der oder die den Bedarf nach besonderer Unterstützung feststellt, in Amtshilfe angefordert werden.

Innerhalb eines Einsatzradius von circa 250 km um den jeweiligen Standort soll die ATF innerhalb von etwa drei Stunden nach Alarmierung Hilfe leisten können.

Diese, im Vergleich zu anderen in Deutschland verfügbaren CBRN-Spezialkräften, kurze Reaktionszeit stellt eine der besonderen Fähigkeiten der ATF dar.

Die folgende Grafik zeigt das mögliche Zusammenspiel der CBRN-Ressourcen in Deutschland sowie deren zeitliche Verfügbarkeit bei einem CBRN-Ereignis.

Das Bild zeigt den Zeitstrahl der Einsatzzeit einer ATF. Quelle: BBK
Zeitstrahll, der den Zeitbedarf von der Alarmierung bis zum Eintreffen einer ATF an einer Einsatzstelle verdeutlicht.

Jede Art von Einsatz, ob chemisch, biologisch oder radiologisch, hat bestimmte Eigenarten. Die ATF-Einsatzkräfte wissen, wie sie auf die jeweilige Eigenart reagieren müssen.

  • Bei der Freisetzung von Chemikalien ist vor allem der Umfang der möglichen Stoffe besonders.
    • Zwischen 20.000 und 30.000 Chemikalien werden in größerem Umfang hergestellt und auch transportiert, insgesamt gibt es viele Millionen bekannter chemischer Verbindungen.
    • Die ATF ist mit hochspezialisierter Mess- und Analysentechnik ausgestattet, wie sie auch in chemischen Laboren verwendet wird.
    • Die ATF unterstützt die Einsatzleitung mit qualifizierten Analysen unbekannter Substanzen und Gemische.
  • Biologische Gefahrenlagen erfordern das Zusammenwirken der für die Gefahrenabwehr zuständigen Institutionen, wie Feuerwehr oder Polizei, auf der einen und die für den Gesundheitsschutz zuständigen Einrichtungen auf der anderen Seite (Öffentlicher Gesundheits-Dienst - kurz: ÖGD).
    • Die ATF dient als fachkundiger Vermittler zwischen der Einsatzleitung und dem ÖGD.
    • Sachverstand stellen die Standorte mit B-Fähigkeit durch Zusammenarbeit mit Fachinstitutionen sicher.
  • In radiologischen Ereignissen müssen zügig die durch ionisierende Strahlung betroffenen Bereiche und freigesetzten Radionuklide ermittelt werden.
    • Die ATF unterstützt die Einsatzleitung durch Beratung und eine vorläufige Nuklididentifizierung.
    • Darüber hinaus begleitet sie auch die Maßnahmen der für den Strahlenschutz zuständigen Behörden.

Praktische Erfahrung

Das Konzept der Analytischen Task Force (kurz: ATF) wurde eingehend auf seine Praxistauglichkeit hin geprüft.

Die ATF nimmt regelmäßig an verschiedenen nationalen und internationalen Katastrophenschutzübungen teil und wird jährlich etwa 250 Mal von der örtlichen Gefahrenabwehr zur Unterstützung herangezogen.

Dabei konnten die Fachkräfte der ATF mit spezieller Messtechnik und Fachexpertise dazu beitragen, die Lagen schnell und kompetent zu bewältigen.

Erfolgreiche Zertifizierung im European Civil Protection Pool (ECPP)

Chemische Kontaminationen feststellen, Proben nehmen und analysieren, toxische Stoffe identifizieren, radioaktive Quellen auffinden, Einsatzkräften dekontaminieren.
Dies waren nur einige der Chemisch, Bilogisch, Radiologisch und Nuklearen -Szenarien (kurz: CBRN-Szenarien) für die ATF bei der Zertifizierungsübung Modules Exercises (MODEX) des europäischen Katastrophenschutzverfahrens "EU Civil Protection Mechanism" (kurz: UCPM).

Vom 27. Februar bis zum 2. März fand in Lyon die MODEX 2023 statt.

Ziel des UCPM ist es, die europäische Zusammenarbeit in der Vorbereitung auf und der Bewältigung von verschiedenen Krisen und Katastrophen zu verbessern. Dazu zählt auch, die Hilfeleistung der EU-Mitgliedsstaaten im Krisenfall zu unterstützen und zu koordinieren. Dies wird in Übungen der MODEX vorbereitet und trainiert.

Das Übungsszenario war eine großflächige Zerstörung durch ein Unwetter in der Chemieregion im französischen Lyon.

Der Fokus der Übung lag

  • auf der übergeordneten Koordination bei Großschadenslagen,
  • der engen Kooperation unter den internationalen Teams und mit den lokalen Behörden
  • sowie auf der Übung der technischen Kapazitäten des Teams.

Außer der ATF nahmen Katastrophenschutz-Module aus Italien und Rumänien an der Übung teil. Neben der engen Kooperation wurde auch der Betrieb eines Basislagers mit Verpflegung und Unterkünften für die eigenen Kräfte trainiert.

Mit der Teilnahme an der MODEX konnte die ATF den dritten und letzten Schritt der Zertifizierung für den Europäischen Katastrophenschutzpool (kurz: ECPP) meistern.

Ein ECPP Zertifikat ist dargestellt. Quelle: BBK
Zertifikat für den Bereich Detektion und Probenahme für chemische, biologische, radiologische und nukleare Gefahrstoffe des European Civil Protection Pools (kurz: ECPP)

Das Zertifikat für das Modul DE-CBRNDET_ATF liegt nun vor.

Die ATF ist an den acht Standorten BF Hamburg, LKA Berlin, BF Mannheim, BF München, BF Leipzig BF Dortmund, BF Köln und BF Essen stationiert, die alle zusammen das deutsche Modul für den ECPP personell und ausstattungstechnisch stellen.

Die Teilnahme an der MODEX und die Zertifizierung wurde fachlich und organisatorisch vom BBK begleitet.

Downloads