FAQ zur LÜKEX

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2007 wurde in der Länder- und Ressortübergreifenden Krisenmanagement-Übung LÜKEX das fiktive Szenario einer weltweiten Grippe-Pandemie geübt. Die Szenarien der Übungsserie LÜKEX sind immer als "worst case"-Krisen angelegt um einen möglichst großen Traingseffekt zu erreichen, aber trotzdem in der Vorbereitung der Übung mit Expertinnen und Experten als ein plausibles, zusammenhängendes Szenario konstruiert. Das jeweilige Drehbuch der Übung ist also sehr unwahrscheinlich, aber nicht unrealitisch. Deshalb zeigen sich in der weltweiten COVID-Pandemie starke Parallelen zur LÜKEX 07, aber auch einige Unterschiede. Im Folgenden werden Fragen zur LÜKEX 07 beantwortet.

Was wurde in der LÜKEX 07 geübt?

Die Länderübergreifende Krisenmanagementübung LÜKEX wird seit 2004 regelmäßig mit verschiedenen Szenarien durchgeführt.

In der LÜKEX 07 wurde 2007 eine weltweite Influenza-Pandemie geübt, also eine Grippewelle mit schwerwiegenden Auswirkungen auf Staat und Gesellschaft. Schwerpunkte der Übung waren

  • die gemeinsame Beurteilung der Pandemie durch die Vielzahl der beteiligten Akteure, insbesondere Bundesministerien und Länder,
  • die Umsetzung von abgestimmten Notfallplanungen und Maßnahmen der Gesundheitsvorsorge,
  • die Aufrechterhaltung lebensnotwendiger Funktionen bei krankheitsbedingtem Ausfall des Personals,
  • die bundesweite Koordinierung knapper Ressourcen (z.B. Schutzausrüstung) und
  • eine breit angelegte, abgestimmte aktive Medienarbeit zur situationsgerechten Information der Bevölkerung,
  • mit einem vorausschauenden, ressort- und länderübergreifend abgestimmten Krisenmanagement von Bundesministerien, Ländern und KRITIS-Unternehmen.

Die Übung brachte erheblichen Nutzen für die nationale Pandemieplanung, insbesondere auch in nicht-gesundheitlichen Bereichen, die von den Auswirkungen einer Pandemie betroffen wären, beispielsweise bei Kritischen Infrastrukturen (KRITIS) wie der Nahrungsmittel- und Energieversorgung.

Welche Verbesserungen gab es nach der LÜKEX 07?

Grundsätzlich werden mit jeder LÜKEX die Zusammenarbeit und die Abstimmungswege zwischen den Bundesressorts, den Ländern sowie Kritischen Infrastrukturen (KRITIS) geübt.

Schon in der intensiven Vorbereitung und Planung einer LÜKEX werden Optimierungen in Krisenmanagementprozessen vorgenommen, die Kommunikationsstrukturen gestärkt und Probleme erkannt.

Während der Übungsdurchführung trainieren dann Bund, Länder und Kritische Infrastrukturen gemeinsam ihr Krisenmanagement, so gewinnen auch die handelnden Personen auf höchster strategischer Entscheidungsebene an Sicherheit.

Mit der Auswertung jeder LÜKEX werden spezielle Erkenntnisse für das jeweilige Szenario und für das allgemeine Krisenmanagement ermittelt, die anschließend in Handlungsempfehlungen münden.

Diese Handlungsempfehlungen können anschließend bei den Übenden in eigener Verantwortung umgesetzt werden.

Seit 2004 finden regelmäßig weitere LÜKEX mit unterschiedlichen Szenarien statt.

Die grundlegenden Mechanismen des nationalen Krisenmanagements sind auf viele Szenarien übertragbar und damit universell nutzbar.

Daher haben auch die Erkenntnisse der weiteren Übungen unter anderem zur Verbesserung der Bewältigung einer Pandemie beigetragen.

In der LÜKEX 07 gab es beispielsweise folgende Ergebnisse:

Der Nationalen Pandemieplan (NPP)

wurde in der LÜKEX 07 mit einer großen Betroffenheit des öffentlichen Lebens, der Wirtschaft und des Gesundheitswesens geübt.

Mit den aus der LÜKEX 07 und der H1N1-Influenzapandemie 2009 gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnissen haben sich Bund und Länder, verschiedenste Gremien und Institutionen intensiv auseinandergesetzt.

Daraufhin sind die notwendigen Planungen fortgesetzt und Änderungs- bzw. Anpassungsbedarf am NPP erhoben worden.

Eine wichtige Erkenntnis der LÜKEX 07 war, dass die staatliche Risiko- und Krisenkommunikation widerspruchsfrei und vor allem transparent, schnell und dialogorientiert sein muss.

Damals bestand noch nicht die Vielfältigkeit der staatlichen Kommunikation valider Meldungen wie heute. Heute, 14 Jahre später, haben die Behörden mehr Möglichkeiten und Kanäle, um die Menschen mit gesicherten Informationen und Warnungen zu erreichen, z.B. Warn-Apps wie NINA/MoWaS, Social Media usw.

Weitere Erkentnisse

Eine besondere Herausforderung im Pandemiefall liegt in einem zu erwartenden beachtlichen Personalausfall. Zu berücksichtigen ist, dass dieser Ausfall nur zum Teil krankheitsbedingt sein wird und dass zusätzliche Faktoren, wie Betreuung von Angehörigen, Angst vor Ansteckung und Verkehrsprobleme die Ursache für das Fehlen am Arbeitsplatz sein können.

Die Sicherstellung der personellen Besetzung von Schlüsselfunktionen stellte sich in der LÜKEX 07 als besondere Herausforderung dar.

Optimierungsmöglichkeiten zeigten sich bei der Bedarfsermittlung, Vernetzung und Verteilung von medizinischer Ausstattung (z.B. medizinisches und pharmazeutisches Personal sowie Pflegekräften und Schutzausrüstung).

Der gemeinsame Krisenstab des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) und des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat (BMI) hat sich in der LÜKEX 07 bewährt. Er wurde aktuell erstmalig in einer Reallage aufgerufen, aber auch in der LÜKEX 13 in dieser Form beübt.

In der LÜKEX 07 zeigte sich, dass der Bund in großflächigen und komplexen Lagen unverzichtbare Moderations-, Koordinierungs- und Unterstützungsaufgaben hat.

Der Bund kann so eine Vielzahl von unterschiedlichen Führungs- und Kommunikationsstrukturen zusammenführen, Impulse für ein abgestimmtes länderübergreifendes Krisenmanagement setzen und die Voraussetzungen für den optimalen Einsatz der Bundesressourcen schaffen.

Eine Koordination aller Anstrengungen im Krisenmanagement eines Landes an zentraler Stelle (z.B. im Innenressort oder einem ministeriumsübergreifenden Krisenstab) hat sich bewährt.

Wer hat in der LÜKEX 07 mitgeübt?

An der LÜKEX 07 waren elf Bundesressorts, das Bundeskanzleramt, das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung und sieben Länder (Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen-Anhalt, Thüringen) beteiligt.

Daneben nahmen Behörden, Hilfsorganisationen, Verbände und ca. 50 Unternehmen und Organisationen der Wirtschaft teil.

Das BBK wird vom BMI regelmäßig mit der Planung, Vorbereitung, Durchführung und Auswertung der LÜKEX beauftragt (ZSKG § 14).

Das Szenario der LÜKEX 07 hat das BBK gemeinsam mit den Expertinnen und Experten des Robert Koch Instituts (RKI) entwickelt, welches natürlich auch in die Übungsplanung und -durchführung eingebunden war.

Weitere Informationen finden Sie im Auswertungsbericht der LÜKEX 07.

Kann man das Szenario der LÜKEX 07 mit der aktuellen Situation vergleichen?

Es gibt Parallelen zwischen dem Szenario der LÜKEX 07 und der aktuellen Situation.

In der LÜKEX 07 wurde eine weltweite Influenza-Pandemie geübt.

Das Drehbuch einer jeden LÜKEX basiert auf realistischen Schätzungen. Expertinnen und Experten sichern den inhaltlich korrekten und logischen Aufbau einer jeden Übung.

Da die LÜKEX das strategische Krisenmanagement auf höchster Ebene adressiert, wird jedes Szenario bewusst so angelegt, sodass enorme Herausforderungen und ein großer Abstimmungsbedarf entstehen.

Das Szenario

der LÜKEX 07 ist jedoch nicht komplett übertragbar auf die Corona-Pandemie.

Damals wurde die Verbreitung des Grippe-Virus geübt. Dazu gibt es gesicherte Erkenntnisse über die gesundheitlichen Auswirkungen und die Infektionswahrscheinlichkeit des Virus, es konnte daher in der Übung eine gute Prognose erstellt werden. Diese gibt es bei dem neuartigen Virus Covid-19 noch nicht ausreichend.

Zudem war die Kernannahme in der Übung, dass von Beginn der Pandemie an ein Impfstoff vorhanden ist.

Die Zahlen, die im Auswertungsbericht der LÜKEX 07 stehen, waren Übungsannahmen, sie lassen sich also nicht so einfach auf die aktuelle Situation übertragen, ähnlich wie bei der Risikoanalyse 2012.

Neu, im Vergleich zu 2007, ist die Dynamik und Verbreitung von Nachrichten und Desinformation durch Social Media. Dies kann die Lage zusätzlich beeinflussen. Beispielsweise hatten zu Beginn der Corona-Pandemie manche Menschen den Eindruck, dass die Grundversorgung mit Nahrungsmitteln nicht gesichert sei, weil in den Social Media leere Supermarkt-Regale gezeigt wurden. Dass diese aber meist am folgenden Morgen wieder aufgefüllt wurden, wurde dann nicht mehr berichtet. Das kann übertriebene Vorratskäufe bestimmter Produkte verstärken.

Zugleich war es 2007 auch noch nicht so weit verbreitet, dass Beschäftigte im Home Office arbeiteten. Aufgrund dieser Möglichkeit laufen heutzutage viele gesellschaftlich wichtige Aufgaben weiter und die Menschen können sich über das Internet gegenseitig unterstützen und in Kontakt bleiben, obwohl sie das Haus nicht verlassen.

2007 fand außerdem keine Betrachtung der internationalen Verflechtungen in der Übung statt, da der Fokus auf das Krisenmanagement des Bundes und der Länder gelegt wurde.

Warum wurde seit 2007 nicht erneut eine Pandemie geübt?

Seit 2004 finden regelmäßig LÜKEX-Übungen mit unterschiedlichen Szenarien statt:

  • 2009/10 eine terroristische Bedrohung mit einer schmutzigen Bombe
  • 2011 ein Cyberangriff
  • 2013 biologische Bedrohungen (auch dies eine Übung, wo es zwar um eine bakterielle statt eine virale Herausforderung ging, an der BMI und BMG mit ihren nachgeordneten Behörden beteiligt waren)
  • und 2018 eine Gasmangellage.

Die unterschiedlichen Szenarien beabsichtigen eine bestmögliche Vorbereitung auf alle erdenklichen Situationen. Die grundlegenden Mechanismen des nationalen Krisenmanagements sind auf viele Szenarien übertragbar und damit universell nutzbar. Daher haben auch die Erkenntnisse der weiteren Übungen zur Verbesserung bei der Bewältigung einer Pandemie beigetragen.

Die nächste LÜKEX ist für 2022 geplant und thematisiert einen Cyberangriff auf Staats- und Regierungsfunktionen. Die Vorbereitungen ordnen sich derzeit der Bewältigung der realen Corona-Pandemie unter.